Windflügeltransporte: „Alles, nur kein Standard"
- Fotos: Alexander Volkmann/FUNKE Mediengruppe
- Datum: 02.10.23
74 Meter lang sind die Windflügel, die das Team der P. Schwandner Logistik + Transport GmbH Anfang 2023 durch das Unstruttal in Thüringen manövriert hat – mehr als viermal so lang wie ein Standard-Sattelzug. Ganze neun dieser Flügel wurden in einen Windpark bei Keula in Thüringen gebracht: Nahe dem 500-Einwohner-Dorf entstehen drei neue Windräder, die die Kraft der Luftbewegungen in grünen Strom umwandeln. „Wir führen jedes Jahr rund 1.000 Windflügeltransporte durch“, sagt Geschäftsführer Peter Schwandner. „Diese Transporte sind alles, nur kein Standard.“
Sorgfältige Planung vorab
Zuerst ist da die aufwendige Planung: Jeder Auftrag muss genauestens durchdacht, berechnet und organisiert werden. „Welches Gelände müssen wir befahren? Kommen wir um alle Kurven? Wo müssen wir zum Beispiel Beschilderungen vorübergehend abbauen? Solche Fragen klären wir lange vorab.“ Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Transport möglichst reibungslos über die Straßen geht. Und nur dann erteilen die Behörden auch die entsprechenden Genehmigungen – das dauert immer länger. „Bevor die Autobahnen in die Autobahn GmbH des Bundes ausgelagert wurden, hat ein Genehmigungsprozess im Durchschnitt sechs Wochen gedauert – inzwischen sind es zwölf“, berichtet Schwandner.
Spezialfahrzeuge richten Windflügel auf
Außergewöhnlich sind bei solchen Transporten natürlich Form und Ausmaße der Objekte, die bewegt werden: Die ausladenden Rotorblätter bestehen in der Regel aus Verbundmaterialien, sind rund zwölf Tonnen schwer und müssen aufgrund ihrer Länge besonders beim Passieren von Ortschaften geschickt manövriert werden. Dazu braucht man Spezialfahrzeuge, die die Flügel beispielsweise an engen Passagen in die Höhe aufrichten können. Schwandner nutzt dazu einen Bladelifter von Goldhofer. Die selbstfahrenden Bladelifter sind modular aufgebaut und daher besonders flexibel. Damit lässt sich das Rotorblatt bis zu 50 Grad schrägstellen und drehen. Zwei Personen laufen zu Fuß nebenher und können über Fernbedienungen sowohl den Selbstfahrer steuern als auch den Windflügeladapter, der dann zum Einsatz kommt, wenn der Flügel gedreht oder gehoben wird.
Geradlinig, zielstrebig, direkt
Spezialisiert auf Sonder- und Schwertransporte ist das Schwandner-Team in ganz Europa im Einsatz, bewegt neben Windkraftanlagen unter anderem Land-, Bau- und Industriemaschinen. Schiffstransporte wickelt Schwandner auch weltweit ab. Die Serviceleistungen des Unternehmens reichen von der Beratung hinsichtlich der wirtschaftlichsten Transportlösung über die Beantragung der nötigen Genehmigungen bis zur Planung, Abwicklung und pünktlichen Auslieferung. In Deutschland hat Schwandner rund 370 Beschäftigte – inklusive der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. Das mittelständische Unternehmen hat außerdem eine Tochterfirma in Osteuropa, insgesamt zählt das Team damit rund 700 Personen. Seinen Kundinnen und Kunden gegenüber ist Geschäftsführer Peter Schwandner vor allem Ehrlichkeit wichtig: „Wir sind als Unternehmen sehr geradlinig, zielstrebig und 100 Prozent korrekt.“
Wir kaufen BPW ganz gezielt, weil wir von dem Unternehmen, seinen Servicedienstleistungen und seinem Qualitätsversprechen überzeugt sind.
Partner, der in Europa leistungsstark bleibt
Das zwölfachsige Transportfahrzeug, das in Thüringen zum Einsatz kam, ist mit BPW Achsen ausgestattet. „Wir kaufen BPW ganz gezielt, weil wir von dem Unternehmen, seinen Servicedienstleistungen und seinem Qualitätsversprechen überzeugt sind“, so Peter Schwandner. „Die Stabilität des Materials ist bei einem Windflügeltransport extrem wichtig, denn sie bietet Zuverlässigkeit. Wenn ein Sondertransport eine Panne hätte, wäre es eine Mammutaufgabe, ihn beispielsweise von der Autobahn herunterzubringen. Einen Lkw kann man mal abschleppen. Bei den Fahrzeugen, die wir hier einsetzen, wäre das wesentlich aufwendiger oder beinahe unmöglich.“ BPW liefere genau die Qualität, die sein Geschäft brauche, so Schwandner: „Und ich schätze das Unternehmen als Partner, der in Europa leistungsstark bleibt.“
Die Flügel für Windkraftanlagen kommen meist aus Asien per Schiff nach Europa, sie legen teilweise lange Strecken zurück: „Wir fahren auch schon mal von Cuxhaven ins südliche Österreich“, so Schwandner. „Und da nimmt man ja nie den direkten Weg, sondern es geht im Zickzack durchs ganze Land.“ Das Timing wird durch die Auftraggeber bestimmt: „Wir bekommen die Info, wann die Flügel auf einer Baustelle sein sollen – just in time oder als Voranlieferung –, und dann beginnt unsere Arbeit.“
Dreieinhalb Stunden Fahrt für 15 Kilometer Strecke
Die Anforderungen sind ebenso zahl- wie variantenreich. So können beispielsweise die Bladelifter nur am Tag eingesetzt werden. Und das Wetter muss mitspielen: Eine Sturmwarnung hatte den Start des Transports in Thüringen verzögert. Auch hier also: Individualität statt Standard. Thüringen engagiert sich aktiv im Bereich Windkraft: Das Projekt in Keula ist ein weiteres: Die Anlage hat einen Durchmesser von 150 Metern und 4.200 Kilowatt Leistung. Dreieinhalb Stunden war der Tross jeweils von Ammern nach Keula unterwegs – auf einer Strecke von rund 15 Kilometer Länge. Jeden Tag konnte nur ein Flügel ans Ziel gebracht werden. Und immer gab es gleich am Anfang, in Ammern, eine enge Kurve zu bewältigen, für die die Rotorblätter aufgestellt werden mussten. Weiterhin wurde ein Bahnübergang mit Stahlplatten abgedeckt, damit das Fahrzeug ungehindert darüberrollen konnte. Am Ende ging alles glatt, und die Teile kamen sicher am Ziel an.
Immer vorausschauen und Lösungen suchen
„Wir gehen davon aus, dass Windkraft im Rahmen der Energiewende ein zukunftsträchtiger Transportbereich für uns bleibt“, sagt Peter Schwandner. „Daher investieren wir in neue Fahrzeugtechnik und bauen diesen Bereich kontinuierlich aus.“ Bei aller Routine ist jedes neue Projekt, jeder neue Auftrag, für ihn immer noch eine spannende Herausforderung. Und er bleibe trotz aller aktuellen Widrigkeiten ein positiv denkender Unternehmer, erklärt er: „Wir spüren natürlich auch die konjunkturellen Schwankungen am Markt, und wegen der Hürden im Ausbau der Windkraft kommt nicht alles so schnell voran wie prognostiziert. Doch ich schaue immer voraus und suche Lösungen.“ Vielleicht auch deshalb macht dem studierten Betriebswirt seine Arbeit auch nach rund 30 Jahren im Geschäft noch großen Spaß: „Am Transport gefällt mir das Lebendige – auch wenn jeden Tag ein Quäntchen Ärger dabei ist, finde ich: Das ist die Würze in unserem Geschäft!“