Unter Tage überragend: BPW Trailerachsen im Tunnelsystem in der Mongolei
- Fotos: BPW
- Datum: 24.07.24
In Oyu Tolgoi (Mongolei) befindet sich eine der größten Gold- und Kupferlagerstätten der Welt. Bis zu 1,3 Kilometer tief im Boden werden dort riesige Mengen an Edelmetallen abgebaut – und müssen durch ein kilometerlanges Tunnelsystem weitertransportiert werden. Enge Kurven und unebene Böden unterschiedlicher Beschaffenheiten stellen extreme Anforderungen an den Transport. Um Lastzüge mit einem Gewicht von 240 Tonnen und 26 Meter Länge durch das Tunnelsystem zu schleusen, sind Technik und Knowhow in der Fahrzeugauslegung und die Kooperation erfahrener Experten gefragt. Fahrwerksspezialisten von BPW waren daher von Anfang an in Konzeption und Entwicklung der Fahrzeuge eingebunden. Und auch in der BPW Gruppe selbst setzte man für die Realisierung auf globales Co-Working. Layson Ong und seine Kollegen von BPW Asia Pte Ltd. waren ebenso Teil des Projekts wie David Csire von BPW Hungária Kft. und Bernd Rhein vom Hauptsitz der BPW Bergische Achsen KG in Deutschland. Die für den Schwerlastverkehr gebauten Mercedes AROCS-Zugmaschinen werden mit speziell entwickelten Seitenkippaufliegern von SSB Indonesien kombiniert. Die Auflieger sind mit Spezialachsen von BPW ausgestattet – sie bilden eine sichere Basis für das Fahren unter schwierigsten Bedingungen.
Eine Lenkachse mit 16 Tonnen Achslast, hydraulisch gefedert und zwangsgelenkt: Das entwickelt man nicht allein – sondern gemeinsam mit den Kollegen aus Singapur, Ungarn und Deutschland.
Lenkachsen – so speziell wie das Projekt
Die Enge des Tunnelsystems erfordert größtmöglichen Lenkeinschlag für den 26 Meter langen Road Train. Das Gewicht der Ladung – gigantische 160 Tonnen Gesamtnutzlast – bedarf extremer Stabilität. Insgesamt wurden pro Road Train elf Trailerachsen von BPW verbaut: vier in den Aufliegern, und weitere drei Achsen in den sogenannten Dollys, welche die Auflieger miteinander verbinden.
Über Herausforderungen und eine ganz besondere Erfahrung – Experteninterview mit Tom Porter
Tom Porter hat das Projekt als technischer Sales Consultant für PT Sanggar Sarana Baja (SBB), Jakarta betreut. Welche speziellen Anforderungen es gab und wie er die Einsegnung der Fahrzeuge durch einen buddhistischen Lama erlebt hat, erzählt er in diesem Interview.
Was waren vor Ort die größten Herausforderungen, die das Projekt an Sie stellte?
Wir sprechen hier von einem Minentransport in der Wüste Gobi – im Süden der Mongolei, und etwa 120 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Auf dem Transportweg des Erzes schwankt die Lufttemperatur zwischen -40 Grad Celsius und +40 Grad Celsius. Unter Tage herrschen dagegen kontinuierlich etwa 28 Grad Celsius. Da sich der Abbau mittlerweile auf die unterirdischen Vorkommen verlagert hat, brauchten wir also Lastzüge, die vermutlich nie wieder das Tageslicht sehen werden. Es war eine herausfordernde Aufgabe, die Trailer überhaupt unter Tage zu bringen. Ihre Aufbauten mussten von den Untergestellen entfernt und erst unter Tage wieder zusammengebaut werden. Die größte Herausforderung war aber, einen Road Train zu konstruieren, der die unterirdischen Tunnel sicher befahren kann. Der in Länge, Breite und Höhe in die begrenzten Räumlichkeiten passt – und der über Lenkachsen verfügt, die reibungsloses Navigieren im Tunnel ermöglichen. Zusätzlich mussten die Trailer mit Radargeräten und Kameras ausgestattet werden, um die Fahrer bei der Fahrbahnführung zu unterstützen.
Wie konnten die Spezialachsen von BPW das Projekt unterstützen?
Jeder Trailer verfügt über vier Achsen: zwei davon sind starr, zwei davon gelenkt. Die Achsaufhängungen sind hydraulisch und sorgen für eine optimale Lastverteilung zwischen den Achsen. Der dreiachsige Dolly verfügt über drei starre Achsen und eine mechanische Federung von BPW. Somit konnten wir die Nutzlast auf 80 Tonnen pro Trailer maximieren und außerdem eine ausreichende Bremsleistung sicherstellen.
Warum war BPW für das Projekt ein idealer Partner?
BPW überzeugt durch Qualität und Zuverlässigkeit, was natürlich maßgeblich für die erfolgreiche Zusammenarbeit auf diesem Projekt ist. Zudem sind die Achsen ideal auf die hohen Anforderungen abgestimmt, wodurch eine maximale Zuladung der Fahrzeuge möglich ist.
Vor Ort gab es eine Segnung der Fahrzeuge durch einen tibetischen Geistlichen – was ist der Hintergrund?
Die Segnung hat ein spiritueller Lehrer des Buddhismus, genannt Lama, vorgenommen. Er hat Stutenmilch über die Fahrzeuge geträufelt und dabei Mantras gesprochen. Dass neue Ausrüstung für eine Mine mit einer spirituellen Zeremonie gefeiert wird, ist ein ebenso üblicher, wie auch bewegender Brauch. Als die Zeremonie vorbei war, wurden die Road Trains unter die Erde transportiert und in Betrieb genommen. Seither verrichten sie täglich ihre Arbeit – und das ausgesprochen gut.