Standards für Remanufacturing: BPW wirkt an DIN SPEC mit
- Fotos: BPW
- Datum: 10.06.24
Mit Remanufacturing-Produkten haben Flottenbetreiber bislang oft die Katze im Sack gekauft. Warum?
Es gab keine Vorschrift eines unabhängigen Gremiums, die den Remanufacturing-Prozess und die qualitativen Anforderungen für industriell aufgearbeitete Produkte objektiv beschreibt. Für Flottenbetreiber bedeutete das ein großes Sicherheitsrisiko. Sie hatten keine Möglichkeit, die Eigenschaften und die sichere Funktionsweise eines von ihnen erworbenen, aufgearbeiteten Bauteils einzuschätzen.
Das ändert sich nun.
Genau. Ein Konsortium wissenschaftlicher Experten und ausgewählter Industrieunternehmen hat die DIN SPEC 91472 auf den Weg gebracht, um diese Lücke zu schließen und die Grundlage für eine DIN Norm zu schaffen. BPW hat die Erfahrungen aus der Serienproduktion und die Nutzfahrzeugperspektive eingebracht.
Die DIN SPEC beschreibt also den Aufarbeitungsprozess und die Qualitätsanforderungen an die Produkte. Wie wird das kenntlich gemacht?
Während die wahrgenommene Produktqualität maßgeblich durch den Kunden bewertet wird, klassifiziert die DIN SPEC die Qualität des Remanufacturing-Prozesses und definiert Kennzahlen. Die Prozesse eines Unternehmens werden anhand verschiedener Qualitätsaspekte bewertet und in Klassen eingestuft – diese reichen von Klasse C bis hin zu Klasse A. Der Product Composition Circularity Indicator (PCI) ist ein Maßstab für den Anteil regenerierter Komponenten im Remanufacturing-Produkt. Der End of Use Circularity Indicator (ECI) beschreibt den Anteil von Komponenten, die nach Lebenszyklusende dem Remanufacturing zugeführt werden können. Beide Kennzahlen sind für den Kunden transparent auf einem Label ersichtlich.
Remanufacturing-Produkte entstehen auf derselben Linie wie das Neuprodukt
Wie stellt ihr die hohe Qualität der Teile in der BPW Reman Line sicher?
Wir besitzen das Know-how des Neuteileproduzenten und machen keinen Unterschied zwischen der Herstellung des Neuteils und des Remanufacturing-Produkts. Da wir die Bauteile auch entwickeln, wissen wir genau, welche Prozesse und Komponenten nötig sind, damit sie nach dem Remanufacturing wieder höchsten Qualitätsanforderungen gerecht werden.
Wie läuft der Remanufacturing-Prozess bei BPW im Wesentlichen ab?
Nachdem wir die Altprodukte (Cores) begutachtet haben, werden sie demontiert und gereinigt. Alle Einzelteile werden ein weiteres Mal auf ihre Eignung untersucht. Erst dann erhalten sie von uns eine Freigabe für eine weitere Nutzungsphase. Verschlissene Komponenten ersetzen wir durch neue Teile. Anschließend montieren wir das Remanufacturing-Produkt im BPW Bremsen-Kompetenzzentrum in Wiehl auf der selben IATF-zertifizierten Linie wie das Neuteil. Dort durchläuft es auch die End-of-Line-Prüfung und muss dieselben Anforderungen erfüllen.
Wir besitzen das Know-how des Neuteileproduzenten und machen keinen Unterschied zwischen der Herstellung des Neuteils und des Remanufacturing-Produkts.
Ist ein Core für die Aufarbeitung geeignet, gibt es Geld zurück
Wie gelangen Sie an die Cores für die Bremssättel der BPW Reman Line?
Wir verkaufen die entsprechenden Neuteile seit einiger Zeit mit einer Rückverkaufsoption. Wenn beispielsweise Servicebetriebe ein im BPW Core Program gelistetes Teil gebraucht ausbauen, können sie in einem Online-Portal die Rücksendung bei uns anmelden, die unser Logistikpartner dann abholt. Durch diese einfache Abwicklung entsteht für die Kunden kein Mehraufwand. Ergibt die Befundung, dass das Core für eine Aufarbeitung geeignet ist, erhält der Kunde pro Core eine Gutschrift in Höhe der Rückverkaufsoption.
Wie nachhaltig sind aufgearbeitete Produkte?
Remanufacturing ist Teil der Zirkularwirtschaft. Ziel ist es, Produkte dauerhaft im Wirtschaftskreislauf zu halten. Dadurch verringert sich unter anderem der Bedarf an Rohmaterialien und an Energie im Vergleich zur Neuproduktion. Im Falle unserer aufgearbeiteten Scheibenbremsen sparen wir etwa 90 Prozent der Ressourcen und knapp 70 Prozent an Energie ein. Wir verringern zudem die Transportleistung um 45 Prozent. Unterm Strich verringert sich der CO2-Fußabdruck um rund 75 Prozent.
Mit BPW Reman Line preissensible Kunden gewinnen und binden
Was sollte ein Kunde über die Produkte aus der BPW Reman Line wissen?
Mit der Reman Line verbinden wir erstmals die Wirtschaftlichkeit der Aufarbeitung mit dem Qualitäts- und Sicherheitsanspruch von BPW. Alle Produkte der BPW Reman Line mit dem charakteristischen grünen Typenschild besitzen, wie das Neuteil, 12 Monate Gewährleistung und haben keinen Einfluss auf die Gültigkeit der 5 Jahre ECO Plus Garantie. Einzig die Lebensdauer ist gegenüber dem Neuprodukt geringer. Damit entsprechen sie den Anforderungen einer zeitwertgerechten Reparatur an einem Nutzfahrzeug mit erhöhter Laufleistung. Unsere Kunden können mit diesem Angebot preissensible Endkunden gewinnen oder an sich binden.
Ist eine Ausweitung der BPW Reman Line geplant?
Ja, BPW wird das Angebot im Laufe der Zeit ausbauen. Als nächstes folgt das Wheelend.