Großhandelsunternehmen Stroetmann: unter Strom
- Fotos: L. Stroetmann
- Datum: 25.09.24
Das Familienunternehmen L. Stroetmann, das in der sechsten Generation geführt wird, wächst sowohl im Lebensmittelgroß- und Einzelhandel als auch in der Produktion und im Vertrieb von Saatgut und Tiernahrung erfolgreich. Die hauseigene Immobiliensparte errichtet und betreibt Lebensmittelmärkte, Logistikzentren und errichtet, wenn notwendig, sogar ganze Stadtviertel, inklusive Wohnungen, Kindergärten, Praxen, Nahversorgung und Gastronomie – alles mit einem durchdachten Umwelt- und Mobilitätskonzept. Diese ganzheitliche Herangehensweise kommt gut an: Stroetmann ist sowohl bei Kunden als auch bei Geschäftspartnern wie EDEKA gefragt, weil das Unternehmen konservative Kaufmannstugenden mit einer dynamischen Innovationsstrategie verbindet. Das Firmenmotto „Handeln für die Zukunft – seit 1791“ übersetzt Bereichsleiter Betrieb/Logistik Franz Gerhard Jungkamp frei mit „Viele reden drüber – wir machen’s“.
Vorreiter in Frischelogistik
Als regionaler Großhandelspartner der EDEKA-Gruppe beliefert Stroetmann rund 100 EDEKA-Einzelhändler und betreibt sieben eigene E-Center. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, „Vorreiter in Frische“ zu sein, was bedeutet, möglichst kurze Wege zum Verbraucher zu gewährleisten. Dafür hat Stroetmann ein Netzwerk aus regionalen Obst- und Gemüseproduzenten aufgebaut und die eigene Logistik neu organisiert. Ein 2024 direkt an der A43 eröffnetes Frische- und Logistikzentrum spart dank seiner strategischen Lage jährlich eine Million Lkw-Kilometer und deckt die Hälfte seines Strombedarfs durch ein eigenes Solardach. Es ist daher nur konsequent, dass Stroetmann unter seinen 86 eigenen Lkw längst einen Mercedes eActros mit Elektroantrieb einsetzt. Die Fahrzeugindustrie schätzt Stroetmann inzwischen als Partner für die Entwicklung, etwa eines wasserstoffbetriebenen Hyundai XCIENT Fuel Cell Kühlfahrzeugs, aber auch für elektrische Transportkühlung.
Wir nehmen die Dinge lieber selbst in die Hand und nehmen Einfluss, statt nur zu warten, wo die Reise hingeht.
Bedenken schmolzen schnell
Franz Gerhard Jungkamp war lange skeptisch gegenüber strombetriebenen Transportkühlungen, nachdem sich ein Testauflieger eines Achsenherstellers als unausgereift und noch ein wenig praxisfern erwiesen hatte. Einen neuen Anlauf wagte er erst gemeinsam mit langjährig bewährten Partnern wie dem Fahrzeughersteller Wüllhorst, Frigoblock, ThermoKing und BPW. Gemeinsam entwickelten sie die für Stroetmann optimale Trailer-Konfiguration: ein zwangsgelenkter Zweiachser, optimiert für 18 Tonnen Nutzlast und einem Ladevolumen von 54 Rollbehältern für Lebensmittel.
Die ePower Generatorachse von BPW bildet das Herzstück des AxlePower Systems von ThermoKing. Sie versorgt die elektrische Transportkältemaschine Frigoblock HKe direkt mit Strom oder speichert ihn in einer leistungsstarken Batterie. Jungkamps Vorgabe: Das Fahrzeug muss ohne externe Stromversorgung mindestens drei bis vier Stunden stehen können, ohne Abstriche bei der Kühlleistung. Dass Anschaffung und Betrieb akribisch durchkalkuliert wurden, versteht sich bei einem westfälischen Kaufmann von selbst.
Das Ergebnis des Feldtests hat Jungkamp überzeugt. Der Kühlauflieger bewältigt problemlos die tägliche Laufleistung von 350 Kilometern. Der Lkw startet morgens am neuen L. Stroetmann Frische-Logistik-Zentrum in Senden und tritt nachmittags am EDEKA-Zentrallager in Hamm die Rückreise an. Die Kombination aus kraftvoller Batterie, Isolation und Temperaturmanagement ermöglicht die notwendige Vorkühlung und vereinzelnd auch stundenlange Standzeiten. Jungkamps Fazit: „Das System hat auch unsere Fahrer voll überzeugt. Ein vorsorglich geplante Ladestation an einem E-Center musste nicht installiert werden.“ Und was ist mit dem Mehrverbrauch der Zugmaschine? „Der liegt bei gerade mal einem halben Liter auf 100 Kilometer – und das machen wir durch unseren Einsatz von KlimaDiesel90 (HVO100), etwa aus altem Speiseöl, locker wett.“
Der elektrische Kühlauflieger soll bei Stroetmann zehn bis zwölf Jahre im Einsatz sein. Für die Zukunft erwartet Franz Gerhard Jungkamp eine rasante Entwicklung der Batterietechnik. Abwarten will er jedoch nicht, denn schon der Blick über die nahe niederländische Grenze zeigt den Trend zu immer strengeren Zufahrtsbeschränkungen in Umweltzonen für Diesel-Lkw sowie Lärm- und Abgasvorschriften. „Wir nehmen die Dinge lieber selbst in die Hand und nehmen Einfluss, statt nur zu warten, wo die Reise hingeht. “