Geklemmt, nicht geschraubt: Die BPW Gusslenkerachse hat Standards gesetzt
- Fotos: BPW
- Datum: 14.11.23
Als das Entwicklungsteam von BPW Bergische Achsen vor rund 15 Jahren die Aufgabe bekam, ein neues Fahrwerk zu entwerfen, stand es vor zahlreichen Anforderungen: „Es ging um technische Optimierungen, um Gewichts- und Wartungsvorteile für die Kunden sowie insbesondere um eine erhebliche Reduzierung der zuvor vorhandenen Variantenvielfalt an Lenker-Feder-Fahrwerken“, berichtet Thomas Borlinghaus. Der langjährige BPW Mitarbeiter war verantwortlicher Projektleiter und wird in der Patentschrift zur Gusslenkerachse als einer der Erfinder genannt.
Umfassende technische Studie
Das Entwicklungsteam startete mit dem buchstäblichen weißen Blatt Papier: Es entwickelte vollkommen neue Ideen und prüfte Material-Alternativen in Versuchen auf Herz und Nieren. Zudem galt es beim Umstieg auf gegossene Fahrwerksbauteile zu bedenken, wie sich dies auf die Fertigung und die Montageanlagen auswirken würde. „Von 2008 bis zum Jahresende 2009 haben wir eine umfassende technische Studie erstellt, auf deren Basis die Geschäftsführung dann die grundsätzliche Entscheidung für das Gusslenkerfahrwerk traf“, so Borlinghaus. Anfang 2010 begann die Umsetzungsphase, in der das Team gemeinsam mit Kunden die Prototypen intensiv testete, bis die Gusslenkerachse im Frühjahr 2012 schließlich in Serie ging.
Es macht ein wenig stolz, wenn man nach über einem Jahrzehnt feststellt, dass sich die Ideen des Entwicklungsteams über einen so langen Zeitraum in der Praxis bewährt haben.
Optimierung ist gelungen
Die angestrebte Optimierung des Lenker-Programms ist gelungen, so das Fazit des Projektleiters: „Die Neuentwicklung erlaubte es, mit einem modularen System bei deutlich weniger Bauteilen und Varianten alle gewünschten Baugruppen nach Kundenbedarf zu realisieren. Weniger Teilevielfalt und ein einfacheres Handling führten somit zu nachhaltigen Vorteilen, unter anderem bei der Montage und Lagerhaltung aufseiten unserer Kunden.“ Die Entscheidung für den patentierten, zweiteiligen Gusslenker, der mit Diagonalverschraubung direkt auf die Fahrzeugachse geklemmt wird, war dafür maßgeblich: Sie spart Bauteile ein, etwa die Zwischenlagen „Achslappen“ und „Achsplatte“, und reduziert damit das Gewicht deutlich. „Die wartungsfreie Einbindung senkt somit die Betriebskosten“, erklärt Borlinghaus.
Kräfte wirksam abfangen
Ein weiteres wesentliches Merkmal der Erfindung ist die Stahl-Gummi-Buchse, die das starre gusseiserne System beweglich und gleichzeitig spurtreu und für Seitenwanken des Fahrzeugs nachgiebig an das Chassis anbindet. „Im selben Entwicklungsprojekt haben wir noch einen neuen Achslift konzipiert und verwirklicht, um bei geringer Zuladung die Bereifung zu schonen“, erläutert Borlinghaus. „Ein wesentlicher Vorteil ist dabei, dass sich der Achslift mit seinem Luftzylinder durch Abstecken auf dessen Befestigungskonsole besonders einfach montieren und über ein Lochbild einstellen lässt.“
Zündende Idee hat sich bewährt
Die Kreativität und Arbeit, die das Entwicklungsteam in die Konzeption des Gusslenkers gesteckt hat, hätten sich gelohnt, so das abschließende Fazit des Projektleiters: „Es macht ein wenig stolz, wenn man nach über einem Jahrzehnt feststellt, dass sich die Ideen des Entwicklungsteams über einen so langen Zeitraum in der Praxis bewährt haben und die Fahrwerke die an sie gestellten Anforderungen erfüllen.“ Von der ursprünglichen Erfindung, basierend auf einem eckigen Achskörper, führt ein direkter Weg zu den heutigen Fahrwerksgenerationen mit runder Achse. Denn auch die aktuelle Fahrwerksgeneration BPW ECO Air nutzt weiterhin das Prinzip der direkt geklemmten Einbindung ohne weitere Klemmbauteile – über 15 Jahre, nachdem Entwickler die zündende Idee dafür hatten.