Ein Kurvenwunder seit über 35 Jahren
- Fotos: BPW
- Datum: 23.05.23
Wenn man einen Bürostuhl oder Einkaufswagen nahezu mühelos in alle Richtungen bewegen kann, dann ist das seinen speziellen Laufrollen zu verdanken: Dieses Prinzip steckt auch in Lenkachsen mit Nachlauf für Lkw-Anhänger. BPW ergänzt die Nachlauflenkachse noch mit der innovativen ,,last-abhängigen Lenkstabilisation“, kurz: LL. Sie nutzt auf intelligente Weise für die Rückführung in den Geradeauslauf zusätzlich das Fahrzeuggewicht, das anschließend für eine hohe Spurtreue sorgt. Damit ermöglicht BPW eine optimale Manövrierfähigkeit; man kann den Trailer auch auf engen Flächen im Zustell- und Verteilerverkehr gut rangieren, wobei die geringere Reibung zwischen Rad und Straße Kraftstoffverbrauch sowie CO₂-Emissionen reduziert. Die Reifen werden geschont und der Gummiabrieb minimiert. 1986 konnte BPW das Patent für die Konstruktion anmelden und legte damit den Grundstein für eine echte Erfolgsstory.
Lenkachsen gab es schon lange zuvor: BPW produzierte Vorgängersysteme bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 1950er-Jahren stellten Traktorlenkachsen aufgrund der fortschreitenden Motorisierung in der Landwirtschaft einen bedeutenden Produktbereich dar. Doch erst mit der lastabhängigen Nachlauf-Lenkachse erfand das Unternehmen ein neues Grundprinzip, das die lenkende Achse für den Trailerbetrieb alltagstauglich machte – verbunden mit handfesten wirtschaftlichen und ökologischen Vorteilen.
Trailer bekommt jede Kurve
Vor der Nachlauflenkachse sind auf beiden Seiten in Fahrtrichtung Drehgelenke angeordnet. Anders als bei konventionellen Konstruktionen ist somit keine aufwendige Zylinder-Rückstellung erforderlich. Neu bei BPW ist die Verwendung von zwei wellenförmigen Druckwellenscheiben, die für die lastabhängige Rückstellung sorgen. Achskörper und Achsschenkel sind über Lenkbolzen mit den Drucklagern verbunden. Bei Geradeausfahrt liegen die Wellenkonturen aufeinander und halten die Räder in der Spur. Bei einem Lenkeinschlag der Zugmaschine sorgt der Nachlauf an der Trailerachse für ein Einlenken der Räder. Die Konturen der Wellen verschieben sich und die Scheiben drücken die Fahrzeugachse und damit das gesamte Fahrzeug minimal nach oben. Dadurch kann das Fahrzeuggewicht für den Mechanismus genutzt werden.
Bei einem erneuten Geradeauslauf drückt das Fahrzeuggewicht die Druckwellenscheiben zurück in die Ausgangsposition. Die Spurstange zwischen den beiden Radseiten optimiert zusätzlich die Lenkgeometrie, indem sie die Räder parallel zueinander hält und damit den Reifenverschleiß auf ein Minimum reduziert. Bei der Rückwärtsfahrt wird die Bewegung der Spurstange gesperrt.
Effizienzgewinne und ökologische Vorteile
Die grundlegenden Vorteile einer mitlenkenden Trailerachse sprechen für sich, insbesondere in Zustell- und Verteilerverkehren. Die Manövrierfähigkeit in Kurven oder Kreisverkehren, beim Rangieren und beim Wenden verbessert sich im Vergleich zu einer Starrachse enorm, gleichzeitig führt die lastabhängige Lenkstabilisation zu einem geringeren Rollwiderstand und weniger Abrieb bei der Vorwärtsfahrt.
Zusätzlich zum einfacheren Handling und der besseren Wendigkeit überzeugen die Effizienzgewinne. Bei einer Laufleistung von 100.000 Kilometer lassen sich bis zu 1.000 Liter Kraftstoff und über vier Reifen pro Fahrzeug einsparen. Zum Plus an Wirtschaftlichkeit kommen also nachhaltige CO₂-Einsparungen als ökologischer Gewinn hinzu. Umfassende Erprobungen und die langjährige Erfahrung mit Tausenden produzierter Nachlauf-Lenklachsen bestätigen dies immer wieder.
Die lastabhängige Lenkstabilisation auch über 35 Jahre nach ihrer Patentanmeldung am 21. Mai 1986 nicht aus dem Trailerbetrieb wegzudenken. Im Gegenteil: Das Kurvenwunder hat einen Standard gesetzt, der viele Vorteile für den Anwender und für die Umwelt mit sich bringt.
Die Nachlauflenkachse spielte ihre Vorteile lange Zeit nur beim Vorwärtsfahren aus. Mit der innovativen Hilfslenkung Active Reverse Control von BPW steht die Lenkfunktionalität und damit auch die Manövrierfähigkeit des Trailers auch beim Rückwärtsfahren im Rangierbetrieb zur Verfügung. Das Fahrzeug kann somit schneller und automatisch rückwärts rangieren. Anfahrschäden können vermieden werden