Spezialachsen: Von komplexen Kundenanforderungen zu maßgeschneiderten Fahrwerkslösungen

- Fotos: BPW
- Datum: 19.02.25
Bei der Konzeption einer neuen Baureihe stehen die Hersteller von Tiefladern oft frühzeitig in engem Kontakt mit uns. Nehmen wir als Beispiel einen typischen Tieflader für den Baumaschinentransport. Im ersten Schritt würden wir gemeinsam mit unserem Kunden die technischen Spezifikationen des Fahrwerks wie zum Beispiel die Achslasten und Reifengrößen abstimmen. Abhängig von der geplanten Fahrzeugbreite, der Bauhöhe und der Rahmenbauweise schlagen wir passende Abmessungen für die Achsmodule vor. Zur Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften kann speziell bei Tiefladern mit großen Radständen oder Überlänge die Verwendung von Lenkachsen notwendig werden.
Hier werden in der Regel Starr- und Lenkachsen miteinander kombiniert. Wir unterscheiden zwischen Nachlauf-Lenkachsen und zwangsgelenkten Achsen. Der Lenkwinkel ist für jede Achse anders dimensioniert; je weiter hinten sie am Fahrzeug angeordnet ist, desto größer ist der Lenkwinkelbedarf. Dieser wiederum definiert den Bauraum für die schwenkenden Räder – je größer der Lenkwinkel, umso enger wird der Bauraum im Fahrwerk. Hier kämpfen die Fahrzeughersteller um jeden Kubikzentimeter.

Besondere Anforderungen erfordern besondere Lösungen. Hier beraten wir bei BPW individuell und bieten auch Konstruktions- und Versuchsleistungen an.
Die Fahrhöhe ist auch davon abhängig, wieviel Einfederung und wieviel Ausfederung erforderlich ist. Je mehr Achsen das Fahrzeug hat, desto mehr Federweg ist erforderlich. Letztendlich bestimmt die Kombination aus Feder- und Lenkbewegungen die alles entscheidenden Bauräume. Wenn das Fahrzeug lenkt und dabei gleichzeitig abgesenkt wird, zum Beispiel bei einer Brückendurchfahrt, kann es schnell kritisch werden: Der Abstand zwischen feststehendem Bauteil und rotierendem Rad beträgt dann oftmals nur noch wenige Millimeter.
Wenn es um eben diese letzten Millimeter geht, können wir bei BPW Modifikationen an bestehenden Trailerachsen vornehmen und zum Beispiel die Position des Bremszylinders verändern. Gerade die Bremszylinder dominieren den Bauraum sehr stark. Eine weitere Möglichkeit ist, bei den Reifen anzusetzen. Wir kennen stets die neusten Entwicklungen der Reifenindustrie, die immer wieder kleinere Bereifungen mit höheren Traglasten vorstellt, oder wir bringen die Option ins Spiel, zwischen Einfach- und Zwillingsbereifung zu wählen. In besonderen Fällen können sogar gekröpfte Achsen angeboten werden.
BPW macht auch Versuche und Tests möglich
Wir bieten nicht nur Hilfestellung im Engineering an, sondern auch bei Versuchen und Tests. Der Fahrzeughersteller kann seine Produkte mit unseren Fahrwerkskomponenten zusammen testen, zum Beispiel seine neuen Achsaufhängungen. Die Versuchsfahrzeuge werden bei uns gemäß Automobilindustriestandard getestet und dafür mit entsprechender Messtechnik ausgerüstet. Auf definierten Strecken ermitteln wir dann die Belastungen und können diese im Testcenter nachfahren. So kann ein spezielles Fahrwerk individuell für unseren Kunden konstruktiv abgesichert werden.
Die Beratung zu unseren jüngsten Innovationen ist ebenso ein wichtiger Bestandteil unserer Kundengespräche. Ein aktuelles Beispiel ist das BPW Reifendruckregelsystem AirSave, das jetzt als Vorbereitung für alle zwangsgelenkten und nachlaufgelenkten BPW Tiefladerachsen erhältlich ist. Eine weitere Innovation ist die optionale elektrohydraulische Hilfslenkung BPW Active Reverse Control (ARC) für BPW Nachlauf-Lenkachsen bis 12 Tonnen. Mit ARC kann die letzte Achse bei Rückwärts- und jetzt auch bei Vorwärtsfahrten im Geschwindigkeitsbereich bis zu 10 km/h automatisch gelenkt werden – und das bedeutet gerade für Tieflader eine noch größere Manövrierfähigkeit.
